


Ein guter Pizzateig besteht aus wenigen Zutaten. Genau deshalb entscheidet die Qualität des Mehls über Struktur, Geschmack und Knusprigkeit. Das richtige Mehl hilft dir, einen Teig zu bekommen, der sich gut formen lässt, im Ofen schön aufgeht und einen Rand mit Biss entwickelt. In diesem Beitrag zeigen wir dir, welche Mehle es gibt, wie sie sich verhalten und wie du sie im Alltag auswählst.
Eiweiß/Protein: beschreibt grob das Glutenpotenzial. Mehr Protein bedeutet meist mehr Stabilität und Elastizität.
Wasseraufnahme: wie viel Wasser ein Mehl binden kann. Je besser die Aufnahme, desto höher darf die Teigausbeute sein – für eine luftigere Krume.
Aschegehalt: steht indirekt für den Ausmahlungsgrad. Niedriger Aschewert = helleres Mehl = feinere, zarte Kruste. Höherer Wert = mehr Schalenanteil = kräftigerer Geschmack, dafür kompakter.
Tipo 00 ist in vielen Pizzerien die erste Wahl. Es ist sehr fein vermahlen, fühlt sich seidig an und ergibt einen glatten, gut zu bearbeitenden Teig. Der Rand wird zart-knusprig, die Krume feinporig. Für Einsteiger ist 00 eine sichere Bank. Starte mit einer Hydration (Wasseranteil) von etwa 60–63 %. Wenn du dich sicher fühlst, kannst du noch etwas Wasser dazugeben.
Tipo 0 ist etwas weniger fein als 00 und bringt oft einen etwas höheren Proteingehalt mit. Das gibt dem Teig Struktur – besonders, wenn du mit kalter Gare arbeitest. Wer den Teig 24–48 Stunden im Kühlschrank reifen lässt, ist mit einem guten Tipo 0 bestens unterwegs. Geschmack und Bräunung sind meist eine Spur rustikaler.
Unter Manitoba versteht man Mehle mit hoher Backstärke. Sie tragen lange Reifezeiten und hohe Hydration. Für sehr luftige Ränder oder Teige mit 65–70 % Wasseranteil kann eine Beimischung sinnvoll sein. Reines Manitoba wirkt schnell „elastikbandartig“ und verzeiht weniger Formfehler. Im Haushalt reicht meist ein Mix: 70–80 % 00/0 und 20–30 % Manitoba.
Semola rimacinata ist doppelt gemahlener Hartweizengrieß. Er gibt dem Teig ein leicht griffiges Mundgefühl und einen feinen, gelblichen Ton. Du kannst 10–30 % Semola unter dein 00/0-Mehl mischen. Der Teig lässt sich dann gut formen und bekommt beim Backen einen schönen, kernigen Rand. Viele verwenden Semola auch nur auf der Arbeitsfläche und auf der Schaufel – das hilft gegen Kleben und sorgt für eine feine Textur unten am Boden.
Dinkelmehl bringt nussige Noten und eine weiche Krume, mag aber keine harte Behandlung. Knete kürzer und arbeite mit kühlerer Teigtemperatur. 20–40 % Dinkel in einer Mischung mit 00/0 liefern mehr Geschmack, ohne den Teig brüchig zu machen. Für reine Dinkelteige brauchst du Übung, kürzere Knetzeiten und etwas vorsichtigere Wasserführung.
Vollkornmehle liefern Getreidearoma, Ballaststoffe und Farbe. Der Teig wird aber schneller schwer. Eine gute Richtung für Pizza sind 10–30 % Vollkorn in einer Mischung. Erhöhe das Wasser leicht, plane längere Ruhezeiten ein und forme sanft. So bringst du den Geschmack ins Spiel, ohne die Luftigkeit zu verlieren.
Je höher der Wasseranteil, desto offener kann die Krume werden. Zugleich steigt die Klebrigkeit. Für Haushaltsöfen funktionieren 60–65 % sehr gut. Wenn du einen Backstahl oder einen sehr heißen Stein nutzt, kannst du etwas höher gehen. Beobachte deine Hände: Wenn der Teig trotz kurzer Knetzeit weich und glatt wird und sich später gut formen lässt, bist du richtig.
Mit dem passenden Mehl brauchst du keine langen Knetorgien. Mische alle Zutaten, lasse den Teig 10–20 Minuten ruhen (Autolyse) und knete dann kurz nach. Ein bis zwei Runden „Stretch & Fold“ in den ersten 60–90 Minuten bringen zusätzlich Struktur. Das funktioniert mit 00, 0 und auch Mischungen mit Semola sehr gut.
Mehle mit solider Eiweißqualität gewinnen mit kalter Gare im Kühlschrank. 18–24 Stunden machen Teig und Geschmack runder, 36–48 Stunden geben Tiefe. Für sehr lange Garen helfen Tipo 0 und ein kleiner Anteil Manitoba. Plane am Backtag genug Zeit ein, damit die Teigkugeln Raumtemperatur annehmen und sich entspannt formen lassen.
Wenn du die Kugel mit den Fingerspitzen von innen nach außen drückst, schiebst du die Luft in den Rand. Ein Nudelholz drückt sie heraus. Eine leicht bemehlte Fläche mit etwas Semola verhindert Kleben. Nutze so wenig Mehl wie nötig – zu viel trocknet die Oberfläche aus.
Tipo 00 bräunt fein und gleichmäßig, Tipo 0 wirkt minimal kräftiger. Semola bringt einen warmen Ton und einen Hauch Grießduft. Vollkorn gibt Farbe und Herzhaftigkeit, braucht dafür mehr Wasser und Ruhe. Wenn deine Pizza blass bleibt, prüfe neben der Ofenhitze auch die Mehlwahl und den Zuckergehalt der Tomaten. Ein Hauch Olivenöl am Rand hilft bei der Farbe, macht ihn aber etwas zarter.
Neapolitanisch: feines 00, hohe Hitze, kurze Backzeit, Hydration 60–65 %.
Rom knusprig: 0/00 mit etwas Semola, etwas niedrigerer Wasseranteil, dünn ausformen, lange vorgeheizter Stein oder Stahl.
Pfannenpizza/Focaccia: 0/00 mit höherer Hydration (70 % und mehr), ein Schuss Olivenöl für zarte Kruste.
Frisches Mehl riecht mild und nussig. Lagere es trocken, dunkel und gut verschlossen. Kaufe lieber regelmäßig kleinere Mengen als selten große Säcke, wenn du nicht oft backst. So bleibt der Geschmack sauber. Wenn du eine Sorte gefunden hast, die dir liegt, bleib ihr eine Weile treu – dann kannst du an Wasser und Zeit feiner drehen.
Wir nutzen Mehle, die zu unserer Arbeitsweise passen: ruhige Teigführung, heißer Steinofen, klare Beläge. Für die meisten Pizzen setzen wir auf feine, stabile Weizenmehle und ergänzen bei Bedarf mit Semola. Ziel ist immer gleich: ein Teig, der sich weich anfühlt, sich sauber formen lässt und im Ofen lebendig wird.
Es gibt nicht die eine richtige Sorte. Entscheidend sind dein Ofen, dein Ablauf und dein Geschmack. Fang einfach an, halte Notizen fest und ändere immer nur einen Faktor: Mehlmischung, Wasser, Zeit oder Temperatur. So findest du schnell heraus, was für dich funktioniert – und dein Pizzarand wird von Mal zu Mal besser.
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