Kulinarisches aus Italien

Pizza al Taglio aus Rom

Locker, knusprig und im Blech gebacken: Was Pizza al Taglio aus Rom ausmacht – Teig, Hydration, Blech, Backtechnik, Beläge, Fehlerquellen und ein verlässliches Rezept für zuhause.

9/10/2025

Was Pizza al Taglio so römisch macht

Pizza al Taglio heißt wörtlich „Pizza zum Schneiden“. In Rom bekommst du sie am Blech, in Rechtecken oder langen Streifen, warm gehalten auf großen Blechen und auf Wunsch stückweise abgeschnitten. Bezahlt wird oft nach Gewicht. Die Textur ist das Ziel: unten knusprig, oben zart und mit einer luftigen Krume. Sie ist kein „dicker Teig“, sondern eine gut geführte, stark hydratisierte Pizza, die im Blech optimal bäckt.

Von der Bäckerei auf die Straße

Historisch hat Pizza al Taglio viel mit der Backstube zu tun: Blech, große Öfen, Teig in Wannen, klare Abläufe. Sie funktioniert im Alltag – viel Teig, verlässliche Gare, gleichmäßiges Backen. Das macht sie in der Stadt so beliebt: schnell, handlich, frisch. Margherita, Bianca, Patate (mit Kartoffeln), Zucchiniblüten mit Sardellen, Mortadella auf abgekühlter Pizza – die Klassiker sind schlicht, aber präzise.

Der Teig: hohe Hydration, lange Ruhe

Das Grundprinzip: viel Wasser, wenig Hefe, viel Zeit. Eine Hydration zwischen 70 und 80 % ist üblich, je nach Mehl. Mit 75 % fährst du zuhause sicher. Die Struktur kommt nicht vom Kneten allein, sondern vom Wechsel aus kurzen Mischphasen und Ruhe. Kühle Gare (Kühlschrank) bringt Aroma und Stabilität. Ein Anteil Tipo 0 sorgt für Stand, ein wenig Semola rimacinata (10–20 %) für Biss und Duft.

Warum der Teig ins Blech gehört

Das Blech gibt der Pizza al Taglio Kontaktfläche und damit Bräunung. Mit etwas Olivenöl entsteht eine dünne, aromatische Kruste unten. Ein Backstahl unter dem Blech hilft zusätzlich: Er speichert Hitze und liefert den „Crunch“. Der Ofen muss lange vorheizen, damit der Boden sofort Energie bekommt.

Doppelbacken: erst Struktur, dann Belag

Viele backen Pizza al Taglio in zwei Schritten. Zuerst der blind bake: der ausgedehnte Teig kommt ohne oder mit sehr dünner Tomatenschicht ins Rohr, bis er aufgegangen und leicht gebräunt ist. Danach belegst du und backst zu Ende. Diese Methode ergibt eine stabile, luftige Krume und verhindert, dass saftige Beläge den Boden weich machen.

Beläge: klar, nicht überladen

  • Rossa: dünn Tomate, später ein wenig Olivenöl und Oregano. Schlicht und gut.
  • Bianca: ohne Tomate, mit Rosmarin und Salz, oft später belegt (z. B. mit Mortadella).
  • Patate: hauchdünne Kartoffelscheiben, Rosmarin, wenig Öl, Salz – knusprig, herzhaft.
  • Zucchiniblüten & Sardellen: klassisch römisch, salzig und duftend.
  • Funghi: vorab trocken sautiert, damit keine Feuchte austritt.

Wichtig ist die Dosierung: wenig Feuchtigkeit, keine dicken Schichten. Luft und Hitze sollen an den Teig kommen.

Rezept für ein Standardblech (ca. 30 × 40 cm)

Dieses Rezept liefert eine luftige, knusprige Pizza al Taglio mit sicherer Führung.

Zutaten

  • 500 g Mehl (350 g Tipo 0 oder 00, 150 g Semola rimacinata)
  • 375 g Wasser (75 % Hydration), kalt bis kühl
  • 10 g Salz
  • 2 g Trockenhefe (oder 6 g frisch)
  • 15 g Olivenöl + etwas für das Blech

Zeitplan

  • Abend, 0:00 h: Mischen & Falten
  • +1:00 h: ab in den Kühlschrank (Stockgare 12–18 h)
  • Nächster Tag, −3:00 h: Teig temperieren, in das geölte Blech geben
  • −2:00 h: behutsam ausdehnen, ruhen lassen
  • −1:00 h: Ofen samt Stahl/Stein vorheizen (max. Hitze)
  • 0:00 h: blind bake, danach belegen, fertig backen

Schritt für Schritt

  1. Mischen: Wasser, Hefe und Mehl grob verrühren, 20 Minuten ruhen lassen (Autolyse). Salz und 15 g Öl kurz einarbeiten.
  2. Falten: In den ersten 60–90 Minuten 2–3 Runden „Stretch & Fold“ im Abstand von 20–30 Minuten. Teig wird glatter und elastischer.
  3. Kalt führen: Abgedeckt 12–18 Stunden in den Kühlschrank. Der Teig gewinnt an Aroma und Stärke.
  4. In Form bringen: Das Blech gut ölen. Teig vorsichtig auflegen. Nicht reißen! Erst ruhen lassen, dann mit geölten Händen von der Mitte zu den Rändern drücken. Falls der Teig zurückzieht, 15 Minuten Pause, dann weiter.
  5. Blind bake: Optional eine hauchdünne Schicht Tomate auftragen. 8–12 Minuten backen, bis der Teig sichtbar aufgegangen ist und an den Rändern leicht Farbe zeigt.
  6. Belegen & fertig backen: Wunschbelag auftragen. Nochmals 5–10 Minuten, je nach Ofenleistung. Ziel: goldene Unterseite, leichte Bräunung oben.

Ofeneinstellung und Unterlage

Ober-/Unterhitze liefert oft das beste Grundmuster. Ein Backstahl unter dem Blech hilft, damit der Boden schnell fest wird. Heize 45–60 Minuten vor. Umluft kann am Ende für 1–2 Minuten helfen, wenn du oben mehr Farbe willst – aber behutsam, sonst trocknet der Belag aus.

Textur lesen: wann ist sie perfekt?

Eine gute Pizza al Taglio fühlt sich unten knusprig an, gibt aber beim Drücken leicht nach. Beim Anschneiden siehst du unregelmäßige, größere Poren, aber keine „Höhlen“. Die Kruste bricht fein, nicht hart. Wenn der Boden blass bleibt, fehlte Hitze von unten. Wenn er dunkel ist, oben aber weich, war die Oberhitze zu schwach oder der Belag zu feucht.

Häufige Fehler und schnelle Lösungen

  • Teig klebt extrem: Hände ölen, Schaber nutzen, Pausen einlegen. Kleben ist normal bei 75 %, Gewalt hilft nicht.
  • Teig reißt beim Ausdehnen: noch zu kalt oder zu straff. Länger temperieren und zwischendurch ruhen lassen.
  • Weicher Boden: Blech zu wenig geölt (Kontakt!), Stahl/Stein nicht vorgeheizt, Belag zu feucht. Nächstes Mal blind bake ausbauen.
  • Belag „rutscht“: zu dick belegt oder nach dem Backen zu früh geschnitten. Kurz setzen lassen, dann schneiden.
  • Zu kompakte Krume: zu niedrige Hydration, zu kurze Gare, zu viel Kneten. Mehr Ruhe, weniger Gewalt, höhere Hydration.

Belag-Ideen, die gut funktionieren

  • Bianca mit Rosmarin: nach dem Blind bake mit Öl und Salz, später Mortadella kalt auflegen.
  • Patate: sehr dünn gehobelte Kartoffeln, Rosmarin, Salz, wenig Öl – knusprig backen.
  • Margherita: dichte Tomatensauce dünn, Fior di Latte gut abgetropft. Basilikum erst danach.
  • Zucchiniblüten & Sardellen: sparsam, damit nichts wässert.
  • Funghi: Pilze vorher trocken anrösten, damit sie im Ofen nicht „schwitzen“.

Servieren, Schneiden, Aufbewahren

Pizza al Taglio schmeckt heiß, lauwarm und sogar bei Zimmertemperatur. Schneide mit Schere oder Messer in Rechtecke. Für später: Stücke auf dem Rost bei 200 °C 4–6 Minuten auffrischen, damit der Boden wieder knusprig wird. Im Kühlschrank aufbewahren, nicht dicht in Folie pressen; Papier ist besser, danach kurz im Ofen.

Getränke dazu

Leicht gekühlter Weißwein, ein unkomplizierter Roter, Bier oder einfach Wasser mit Zitrone passen gut. Bei Bianca mit Mortadella funktionieren säurebetonte Getränke besonders gut, bei Margherita etwas Weiches mit wenig Tannin.

Für Feiern und Buffet

Ein Blech lässt sich gut planen. Du kannst zwei Bleche blind backen, kurz abkühlen lassen und vor dem Servieren belegen und fertig backen. So kommt nacheinander frische Pizza auf den Tisch, ohne Stress in der Küche.

Was wir aus Rom mitnehmen

Die Idee der Pizza al Taglio inspiriert: luftiger Teig, klare Beläge, gute Organisation. In unserer Küche arbeiten wir mit Steinofen und Tellerpizza – die römische Blechpizza liefert uns trotzdem Anregungen für Textur und Ablauf. Manchmal nutzen wir die Logik des Blind bake auch bei sehr saftigen Belägen, damit der Boden knusprig bleibt. Und ja: Ideen aus Rom tauchen gelegentlich als limitierte Variante auf der Wochenkarte auf.

Dein Einstieg

Wenn du neu bist: Starte mit 72–75 % Wasser, nehme dir Zeit zum Ruhen und falten, und heize den Ofen sehr lang vor. Ein Blech, etwas Öl, Geduld – und du kommst der römischen Textur schnell näher. Danach kannst du mit Semola-Anteil, Hydration und Backzeit spielen.

Lust auf Pizza bei uns in Ottobrunn? Unsere aktuelle Auswahl findest du hier: restaurantcristalina.de/speisekarte

Neueste Beiträge

Rezepte & Tipps
6/10/2025

Pesto alla Genovese zuhause: Mörser oder Mixer?

Pizza & Pasta Wissen
2/10/2025

Mozzarella auf Pizza: Fior di Latte oder Büffel?

News aus der Küche
29/9/2025

Feiern und Catering in Ottobrunn – so unterstützen wir dein Event

Hungrig?

Bestell deine Lieblingsgerichte online

Ob knusprige Pizza, frische Pasta oder knackiger Salat – bei Cristalina kannst du ganz einfach online bestellen und zuhause genießen. Schnell, unkompliziert und immer lecker.

Jetzt online bestellen